Erkenntnis

23.01.2017

„Nicht dass ich es schon erlangt hätte oder schon vollendet wäre ...“ Philipper 3,12

Kennt ihr auch die Momente im Leben, in denen ihr denkt „jetzt hab ich es begriffen“? Gerade am Anfang meines Glaubens war manch eine Erkenntnis für mich so beeindruckend, dass ich mich fast nur noch damit beschäftigte. Es kam also vor, dass ich ein Buch gelesen habe und so von der Aussage des Autors begeistert war, dass ich versuchte es genau so wie er zu machen. Nicht selten ging das bei mir aber nach hinten los. Ich ritt das Pferd (der neusten Erkenntnis) bis es schließlich tot war. Selbst dann wollte ich noch nicht absteigen. Das war dann immer ein sehr ernüchternder Moment in dem ich mir eingestehen musste, dass es so nicht funktioniert. Teilweise war ich so enttäuscht, dass ich Gott sagte „ich mach jetzt gar nichts mehr“.

Auch heute noch unterliege ich der Versuchung aus einer kleinen Erkenntnis die große Offenbarung zu machen.

Im 3. Kapitel des Philipperbriefs redet Paulus über seine Vergangenheit: „...beschnitten am achten Tag, aus dem Geschlecht Israel, vom Stamm Benjamin, ein Hebräer von Hebräern, im Hinblick auf das Gesetz ein Pharisäer, im Hinblick auf den Eifer ein Verfolger der Gemeinde, im Hinblick auf die Gerechtigkeit im Gesetz untadelig gewesen ...“. 
Klingt für mich als hätte er in seinem alten Leben unter dem Gesetz gedacht, dass er alles erreicht hat. Selbst die Verfolgung der Christen hatte er wohl als Gottesdienst angesehen. Aber seine Selbstgerechtigkeit (ich hab‘s begriffen, ich mach es richtig, ich hab‘s erreicht) wurde nachdem er zum Glauben an Jesus kam total umgedreht (siehe Philipper 3,7-9).

In Philipper 3,12+13 betont Paulus nun, dass er es selbst noch nicht erlangt und ergriffen hat. Ich finde das sehr ehrlich. Ich bin mittlerweile etwas skeptisch, wenn eine Person den Anschein erregt, sie hätte es begriffen. Wie oft hab ich schon erlebt, dass versucht wurde die eigene Art und Weise des Glaubens einem anderen überzustülpen.

In Römer 12,3 steht, dass „… Gott jedem einzelnen das Maß des Glaubens zugeteilt hat.“ Wäre es nicht schön, wenn wir den anderen und seine Art zu glauben, stehen lassen könnten? Wir sollen einander nicht belehren, sondern können vom anderen lernen und das mit der Erkenntnis, dass wir alle noch nicht vollkommen sind, alle noch auf dem Weg sind. Wir sind Weggefährten.

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