Reife
"Denn meine Gedanken sind nicht eure Gedanken, und eure Wege sind nicht meine Wege, spricht der HERR; sondern so hoch der Himmel über der Erde ist, so viel höher sind meine Wege als eure Wege und meine Gedanken als eure Gedanken." Jesaja 55,8+9
Ich merke zur Zeit immer wieder, dass mein Denken und meine Art meinen Weg zu gehen an Grenzen stößt, ja sogar das Gegenteil von dem hervor rufen kann was ich eigentlich damit beabsichtigen wollte.
Ich sehe ja nur das was vor Augen ist, so als ob ich mit einer kleinen Taschenlampe durch mein Leben schreite und nur punktuell erkenne und dann meine Schlüsse daraus ziehe. Meine Strategien um durch das Leben zu kommen sind nur all zu menschlich und bewirken manchmal genau das Gegenteil von dem was sie bewirken sollten.
Ein Beispiel: In tieferen Beziehungen versuche ich mich auf den anderen einzustellen und laufe Gefahr mich selbst zu verlieren. Ich versuche Konflikten auszuweichen, was aber langfristig zu noch größeren Konflikten führt. Ich nehme den Weg des geringsten Widerstandes und laufe in die nächste Katastrophe.
Immer wieder stelle ich fest, dass augenscheinlich Erstrebenswertes sich als negativ herausstellte und manch zunächst Negatives mir zum Gewinn wurde.
Es ist interessant, dass einiges was in der Bibel steht für uns unlogisch oder gar paradox erscheint:
- "Wer sein Leben findet, der wird es verlieren; und wer sein Leben verliert um meinetwillen, der wird es finden!" Matthäus 10,39
- "So werden die Letzten die Ersten und die Ersten die Letzten sein. Denn viele sind berufen, aber wenige auserwählt." Matthäus 20,16
- "Darum habe ich Wohlgefallen an Schwachheiten, an Misshandlungen, an Nöten, an Verfolgungen, an Ängsten um des Christus willen; denn wenn ich schwach bin, dann bin ich stark." 2. Korinther 12,10
- "Wahrlich, ich sage euch: Wenn ihr nicht umkehrt und werdet wie die Kinder, so werdet ihr nicht in das Reich der Himmel kommen!" Matthäus 18,3
Wenn wir ehrlich mit uns sind, müssen wir uns früher oder später eingestehen, dass unsere Wege und unsere Art der Problemlösung uns langfristig nicht an's Ziel bringen würden.
Gott hat versprochen uns zu leiten:
"Vertraue auf den HERRN von ganzem Herzen und verlass dich nicht auf deinen Verstand; erkenne Ihn auf allen deinen Wegen, so wird Er deine Pfade ebnen. Halte dich nicht selbst für weise; fürchte den HERRN und weiche vom Bösen! Das wird deinem Leib Heilung bringen und deine Gebeine erquicken!" Sprüche 3,5-8
Ich habe immer wieder das Gefühl, dass meine Strategien dem entgegen stehen, wie Gott mich führt. Vielleicht geht es in der Beziehung mit Gott mehr um das Loslassen, Fallenlassen und Vertrauen. Mein Sinn ist oft auf kurzfristige und schnelle Erfolge eingestellt (Taschenlampe). Gott aber hat die totale Übersicht und auch langfristige Ziele mit uns im Sinn. Ich denke es gehört zu unserem geistlichen Reifeprozess, dass wir unsere Wege und Gedanken immer mehr seinen Wegen und Gedanken unterordnen durch die Einsicht, dass seine Gedanken und Wege viel besser als unsere sind. Ich vertraue aber auch darauf, dass Gott mich trotz meiner eigenen Strategien an's Ziel zu bringen vermag.
Der Gedanke, dass Gott uns führt und ich nicht alles kontrollieren muss (es ist eine Illusion wenn ich davon überzeugt bin, dass ich alles kontrollieren kann) kann uns zur Ruhe kommen lassen.
"Es hat euch bisher nur menschliche Versuchung betroffen. Gott aber ist treu; er wird nicht zulassen, dass ihr über euer Vermögen versucht werdet, sondern er wird zugleich mit der Versuchung auch den Ausgang schaffen, sodass ihr sie ertragen könnt." 1. Korinther 10,13
Im neuen Testament geht es meiner Meinung nach sehr viel um Standhaftigkeit in Widrigkeiten, Bewahrung des Glaubens und Ausharren. Es geht darum den Schatz, den wir in Jesus geschenkt bekommen haben zu bewahren und uns gegenseitig immer wieder daran zu erinnern und zu ermutigen darin zu bleiben. Gott allein schenkt das Wachstum.
"So ist also weder der etwas, welcher pflanzt, noch der, welcher begießt, sondern Gott, der das Gedeihen gibt." 1. Korinther 3,7